Darksky | |
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Ich habe das Glück auf dem Land zu wohnen. Dennoch ist die zunehmende Lichtverschmutzung auch hier ein Ärgernis. Bisher sah ich keinen Anlass auf meiner Homepage eine gesonderte Rubrik zu öffnen. Nun hat sich die Situation zum Positiven geändert. Anstoß hierzu gab nicht die Einsicht, dass es sich beim ungestörten Sternhimmel um ein Naturdenkmal handelt, sondern ganz einfach die Finanzlage der Gemeinde Auenwald. Wer also bisher aus der Perspektive des Hobbyastromomen und Naturschützers argumentiert hat, sollte seine Position nochmal überdenken. Unter Umständen ist das Geld - oder besser das Fehlen von Geld - ein besserer Verbündeter als der Naturschutzgedanke. Angesichts der steigenden Energiekosten wird sich der Druck aus dieser Richtung mit Sicherheit noch verstärken. Das ist unserer Chance. |
In diesem Abschnitt werde ich keine Weisheiten zum Thema "Dark Sky" absondern, weil im Netz an anderer Stelle genügend Informationen verfügbar sind. Ich möchte nur aus der lokalen Betrachtungsweise einer einzigen Gemeinde die Entwicklung darstellen und Anregungen geben am eigenen Wohnort entsprechende Impulse zu geben. |
Auenwald damals |
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Die Gemeinde
Auenwald setzt sich aus 11 Dörfern und Siedlungen
zusammen. Insgesamt wohnen hier etwa 7000 Menschen. In der Vergangenheit
wurde ein Baugebiet (Wohngebiete und Gewerbegebiete) nach dem anderen
ausgewiesen. Jedes Mal wurde die Anzahl der Straßenlaternen und
Werbeflächen auf und an Betriebsgebäuden mehr.
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Beispiel 1: | Ein befestigter landwirtschaftlicher Weg, der auch von Fahrradfahrern und Fußgängern benutzt wird, bekam eine Beleuchtung. Tatsächlich befinden sich dort in der Nachzeit nur vereinzelt Spaziergänger, die vor dem Schlafengehen noch mal ihre Hunde ausführen. Mit hohen Investitions- und Betriebskosten wurden ein geringes bis gar nicht vorhandenes Problem gelöst. Der Himmel nördlich meiner Sternwarte wird aber deutlich beeinträchtigt. |
Beispiel 2: | Im neuen Gewerbegebiet "Anwänder" siedelten sich nach langem Zögern Betriebe an, die auch während der gesamten Nachtzeit ihre Werbeflächen beleuchten. Der Supermarkt NORMA beleuchtete nicht nur sein Logo sondern auch den ganzen Parkplatz, den in der Nacht niemand braucht. Nachdem ich die Verschwendung über mehrere Wochen beobachtet hatte, wollte ich den Marktleiter auf diesen Umstand ansprechen, als plötzlich das Licht ausging. Offenbar ging dem Betreiber selbst ein Licht auf und er entschied Strom und damit Geld zu sparen. Andere sind noch nicht auf den Trichter gekommen. |
Baden-Württemberg |
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Im
Jahr 2000 entwarf Baden-Württemberg einen Umweltplan, der sich neben
dem klassischen Naturschutz zum Schutz der Nachttiere (Falter und
Vögel) auch mit den Bedürfnissen der Astronomen beschäftigt.
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Zitat: | "Die zunehmende Zersiedelung der Landschaft und die Möglichkeit, mit Licht zu werben, ziehen weitere nächtliche Belästigungen durch Lichtquellen nach sich, die z.B. die Beobachtung des Nachthimmels erheblich erschweren." |
Diese Formulierung hat sich bis in die Fassung von 2004 des Umweltplans durchschlagen können. Bei der Zielsetzung machte die gute Idee aber schlapp. Außer einer wagen Absichtserklärung ist dort nichts mehr zu finden. | |
Zitat: | "Die Landesregierung wird darauf hinwirken, dass die Belastungen für Mensch und Umwelt durch nächtliche Lichtquellen reduziert werden." |
Die Maßnahme zur Minimierung der Lichtbelästigung klang damals aber schon wieder positiver: | |
Zitat: | "Hierzu muss in erster Linie die Beratung und Information von Planern, Verwaltungen und Betrieben über die Möglichkeiten einer sparsamen und umweltverträglichen Beleuchtung verstärkt werden. Im öffentlichen Bereich soll die Ausleuchtung von Straßen und Wegen an die Nutzungsintensität und verkehrsarme Nachtstunden angepasst werden. Die Landesregierung wird prüfen, inwieweit Grundsätze einer umweltverträglichen Beleuchtung bei der Förderung der Erschließung neuer Baugebiete berücksichtigt werden können." |
In der Fassung von 2007 ist von all den Absichtserklärungen keine Spur mehr zu entdecken. Das Land scheint das Kapitel Lichtverschmutzung abgeschlossen zu haben oder überlässt es den Gemeinden eigene Programm zu entwerfen. |
Rems-Murr-Kreis |
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Am 23.06.2005 lud der Landrat zu einer Veranstaltung zum Thema "Erwachsenenbildung" ein. Dort hatte ich erstmals die Chance mit dem frisch gewählten Bürgermeister unserer Gemeinde zu sprechen. Ich klagte über die zunehmende Lichtverschmutzung in unserem Dorf. Ich war ziemlich erstaunt als Herr Ostfalk mir eröffnete, dass in Kürze der Gemeinderat über eine Nachtabschaltung beraten wird. Damit sollen die Stromkosten deutlich gesenkt werden. Ich war gespannt, welche Endscheidung beschlossen werden würde, weil ich mit heftigem Widerstand rechnete. Ich konnte immerhin darauf hinweisen, dass die Gemeinde Spiegelberg schon seit Jahren nachts die Straßenbeleuchtung abschaltet. |
Auenwald 2005 |
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Wie
ich der Backnanger
Kreiszeitung von 28.09.2005
entnehmen konnte, war es auf der Gemeinderatssitzung vom 26.09.2005
dann so weit. Nach einer sehr lebhaften und kontroversen Diskussion
hatte man sich mehrheitlich zu einer Nachtabschaltung durchgerungen In Auenwald werden während der Sommerzeit zwischen 0:30 Uhr und 4:30 Uhr und während der Winterzeit zwischen 0:30 und 4:00 die Straßenlampen abgeschaltet. Die Gemeinde rechnet dadurch ca. 13 000 € zu sparen. Nun spekuliere ich darauf, dass dieser Beschluss Nachahmer findet und die Astronomen der Umgebung Bedingungen vorfinden, von denen sie bisher nur träumen konnten Im Moment werden die Straßenlaternen entsprechend der Straßenverkehrsordnung gekennzeichnet und dann wird es ernst. |
Geld und Energie gespart |
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