Mondfinsternis
15.06.2011

Sonnenuntergang

Aufnahmedatum

15.06.2011

Kamera:

Canon Powershot

Film:

CMOS

Bemerkung:

Die Mondfinsternis würde schwierig werden. Das war von vorne herein klar. Der Mond würde verfinstert über dem Südosthorizont aufsteigen, die Sonne ist gerade erst untergegangen und der Wetterbericht hatte schlechtes Wetter vorhergesagt. Nichtsdestotrotz klarte der Himmel um 20 Uhr auf und verbreitete entsprechend Hoffnung.

Die Show wurde mit einem großartigen Sonnenuntergang eröffnet.

Publikum
Während des Aufbaus meiner Geräte strömten immer mehr Menschen herbei. Alle Alterstufen hatten diesen idealen Standort "Haube", einen Wasserhochbehälter bei Althütte-Mannenberg (536 m) angesteuert. Schließlich drängten sich dort 56 Personen und schauten konzentriert nach Südosten, wo ein schmaler Wolkenstreifen sichtbar war.

Fernsehturm

Vom Beobachtungsort aus war im Südwesten der Fernsehturm von Stuttgart in 30 km Entfernung leicht zu sehen. So war also die Horizontsicht in Bodennähe sehr gut. Aber wo blieb der Mond?

Alle warteten mit wachsender Ungeduld bis 23:30 Uhr. Man konnte noch nicht einmal ahnen, wo der Mond am Himmel stand. Die Bedeckung neigte sich schon dem Ende zu und die Wolken blieben dicht gepackt.

Enttäuscht packte ich meinen Kram wieder zusammen. Die meisten hatten sich inzwischen ebenfalls entschieden zu gehen. Auf den halben Heimweg sah ich plötzlich einen hellen Fleck in den Wolken. Ich steuerte optimistisch einen kleinen Parkplatz an und konnte tatsächlich den teilweise bedeckten Mond sehen, wie er hinter einer Wolke hervorschaute.

Schnell packte ich mein Equipment aus dem Kofferraum und baute es schnell auf.

Schnappschuss
Inzwischen war der Mond schon wieder verschwunden. Ein Wolkenloch kroch auf die Mondscheibe zu. Ich lag mit gezückter Kamera und meinem "Entfernungsmessgerät" auf der Lauer. Es wird um Sekunden, vielleicht maximal
1 Minute gehen.

Endlich war die Sicht auf den Mond frei. Ich peilte über die CD den Erdschatten auf dem Mond an und brachte die Kantenverläufe in Deckung. Hastig markierte ich mit einem Eddingstift auf der Schnur, die ich zur Abstandsmessung CD-Auge benutzte, die Augenposition. Wenigstens eine Messung war geschafft.

Schnell noch ein Foto, bevor der Mond endgültig in der Wolke verschwindet. In der Hektik entstand dieses vermurkste Foto. Offenbar hatte der Apparat eine längere Belichtungszeit gewählt, als ich dachte.


Entfernungsmessung Erde-Mond:

Messaufbau
Ich fragte mich, ob es mit einfachen Mitteln möglich ist die Entfernung Erde-Mond zu messen. Theoretisch müsste es klappen. Hierzu baute ich mir diese simple Vorrichtung.

Messung Theorie
Die CD erscheint je nach Abstand größer oder kleiner. Wenn ich nun den Abstand von CD zum Auge so wähle, dass sich die Krümmung der CD-Kante mit den Ausschnitt des Erdschattens auf dem Mond deckt, dann kann ich über den Strahlensatz die Entfernung zum Mond einfach ausrechnen.

Ich war mir nicht sicher, ob ich den Verlauf des Schattens mit 30 Bogenminuten mit dem Auge ausreichend auflösen kann, weil das Auge sowohl den Nahbereich als auch den Fernbereich klar erkennen müsste, um eine vernünftige Messung hinzukriegen. Zusätzlich fürchtete ich die Kante der CD gegen die helle Mondoberfläche nicht mehr erkennen zu können, weil die Helligkeit die Kante verschwinden lässt. Vorsorglich hatte ich mir aus 2 linearen Polarisationsfilter einen dimmbaren Filter gebaut. (Ich brauchte ihn tatsächlich.)

An der CD hatte ich eine dünne Schnur befestigt, auf der ich eine Messreihe mit Eddingstrichen dokumentieren wollte. Zunächst wollte ich die Grenzen finden, an denen die CD-Rundung eindeutig zu stark und zu schwach gegenüber dem Erdschatten gekrümmt war. So würde ich das Intervall festlegen, in dem sich die Entfernungsmessung abspielen würde. Danach sollte eine Messreihe - möglichst auch mit anderen Personen - erfolgen, bei welchen der optimale Abstand gefunden werden sollte. So wäre auch eine Aussage über den Messfehler möglich gewesen. Leider hat es nur zu einer schnellen Messung gereicht. Das lässt natürlich keine Aussage über die Qualität zu. Es kann das Ergebnis auch Zufall sein.

Ich erhielt den Abstand von 3,46 m.

Rechnung
Die tatsächliche Entfernung betrug 374 000 km.

Auch wenn das Ergebnis trotz der verblüffenden Übereinstimmung nicht belastbar ist, zeigt die Messung, dass es schon den alten Griechen möglich gewesen wäre, die Mondentfernung abzuschätzen (wenn Eratosthenes eine CD gehabt hätte).

Bei der nächsten Mondfinsternis versuche ich es noch mal. Im September ist häufig stabiles Hochdruckwetter, so dass ich mich auf den 28.09.2015 freue.